21.11.2024 | 14:15
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:: Musica Mediaevalis
:: Europa 2004
Jörg Zimmermann
Lehnin. Es ist eine Erfolgsgeschichte. 1098 zog eine Gruppe von Mönchen aus dem burgundischen Kloster Molesme aus, um in der Gegend von Dijon ein neues Kloster zu gründen. Bestrebt, einem strengen Armutsritual zu folgen, wandten sie sich gegen den Pomp, der in den Klöstern Europas Einzug gehalten hatte. Das machte Schule. Schon im Jahr 1250 gab es 650 Zisterzienserabteien. Auch in Lehnin und Zinna ließen sich die Zisterzienser nieder.
In Wort, Bild, Klang und Architektur erinnert derzeit eine Ausstellung und ein Symposium auf dem Gelände des Lehniner Luise-Henrietten-Stifts an jene ferne Zeit. Am Donnerstag wurde die Buchausstellung „Die strahlende Welt des Mittelalters“ gemeinsam mit dem ersten internationalen Symposium zur Kunst der Zisterzienser feierlich in der Lehniner Klosterkirche eröffnet.
„Wenn man in dieser Kirche singt, braucht man kein Mikrophon.“ Nach einem kurzen Auftritt der Teilnehmer eines Gesangsseminars waren diese Worte der Stifts-Oberin Barbara Killat ein guter Hinweis darauf, welches Ziel Kantor Andreas Behrendt, der Organisator der Veranstaltungsreihe, verfolgt: Alle Sinne sollen beteiligt werden, die Spiritualität der Zisterzienser-Mönche zu erfahren.
Neben der Ausstellung mit rund 15 Faksimiles mittelalterlicher Handschriften sind bis einschließlich Sonntag Vorträge zu den bereits genannten Künsten sowie eine reihe von Konzerten zu erleben.
Einen spannenden Einstieg bereiteten der Leiter des Kunstdienstes der Evangelischen Kirche, Manfred Richter, sowie Volker Neugebauer in seinem Vortrag zum wirtschaftlichen Erblühen der Zisterzienserklöster. „Dass sich in den Klöstern eine Arbeitsteilung entwickelt hat, ist gewiss ein wesentlicher Faktor für die wirtschaftlichen Erfolge des Ordens“, so Neugebauer. Erst dadurch seien die Mönche in der Lage gewesen, ihre Arbeit auf Leistungstätigkeiten in der Wirtschaft und der Kunst zu verlagern.
Parallelen zur Gegenwart zog Oberin Killat, die auf Grund ihrer Funktion im Stift derzeit ein Wirtschaftsstudium absolviert. „Gerade weil sich unsere Institution am Markt behaupten muss, ist eine solche Veranstaltungsreihe sehr wichtig“, so Killat. In der Kunstrezeption sei die Gelegenheit da, über theologische Inhalte zu reflektieren.
Dass die Aktivitäten des Stifts eine beachtliche Leistung darstellen, davon überzeugte sich auch Kultusministerin Johanna Wanka. In ihrem Grußwort erinnerte sie an das Thema der Initiative Kulturland Brandenburg im Jahr 2005: die Christianisierung der Mark Brandenburg. In diesem Zusammenhang bekämen Lehin und Zinna eine große Bedeutung. Bei dem offenkundigen kulturellen Engagement des Henrietten-Stifts stünden die Möglichkeiten einer Förderung deshalb nicht schlecht, so Wanka am Rande der Veranstaltung. Die Pflege der Errungenschaften der Zisterzienser in den Kirchen Lehnin und Zinna hat gute Chancen, eine Erfolgsgeschichte zu werden.
Die Ausstellung „Die strahlende Welt des Mittelalters“ endet am 31. August. Das Symposium endet Sonntag. Informationen im Internet unter www.musica-mediaevalis.de oder Tel. 03382 / 70 10 99.